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Diplom- und Master-Arbeiten (eigene und betreute):

M. Galuska:
"Die Abwicklung des Generalplanerverfahrens im Rahmen des Bundesvergabegesetzes.";
Betreuer/in(nen): M. Haslinger; Fachbereich Rechtswissenschaften (E 280/1), 2007.



Kurzfassung deutsch:
Architekten und Planer sehen sich zukünftig mit Herausforderungen und Veränderungen ihres Berufsstandes konfrontiert. Ökonomische Rahmenbedingungen und der spezifische Rechtsrahmen sind Faktoren, die Definitionsüberlegungen in der Branche unabdingbar machen. Der allgemeine Nachfragerückgang ist nicht zuletzt auf das geringe Wirtschaftswachstum in der Baubranche zurückzuführen, der Wettbewerbsdruck steigt unaufhörlich. Das Generalplanerverfahren wird als zukunftsorientierte Antwort auf die strukturellen Veränderungen in der heimischen und in der europäischen Bauwirtschaft im Zuge ihrer Globalisierung gesehen. Dieses Angebot bewahrt den moralischen Anspruch der freien Berufe nach strikter Trennung von Planung und Ausführung.

Der Staat in seinen verschiedenen Ausformungen benötigt zur Erfüllung seiner Aufgaben Sachgüter und Dienstleistungen. Es besteht also eine Nachfrage am Markt, die von der täglichen Verwaltungsführung (Bedarfsdeckungsverwaltung) bis hin zu Daseinsvorsorgeaufgaben reichen kann (Bauwirtschaft, Gesundheitsgüter, Hochtechnologie, ...). Im Zuge der Befriedigung seiner Bedürfnisse wird der Staat zum öffentlichen Auftraggeber. Die Republik Österreich ist verpflichtet, den Vorgaben der Europäischen Union Folge zu leisten. Das EU-Recht determiniert die Rahmenbedingungen, die der öffentliche Auftraggeber im Zuge der Bedarfsdeckung bzw. Daseinsvorsorge anwenden muss.
Das Vergaberecht entwickelte sich sehr intensiv auf internationaler Ebene (Völkerrecht, EU-Recht). In Österreich finden diese rechtlichen Vorgaben im Bundesvergabegesetz und in den Landesvergabekontrollgesetzen ihren Niederschlag.
Es besteht ein grundsätzlicher Unterschied zwischen privaten und öffentlichen Auftraggebern, denn öffentliche Auftraggeber sind zur Anwendung des Bundesvergabegesetzes 2006 verpflichtet. Beispiele für öffentliche Auftraggeber sind Gebietskörperschaften, Einrichtungen des öffentlichen Rechts, vollrechtsfähige juristische Personen des öffentlichen Rechts, Einrichtungen, die Tätigkeiten im Allgemeininteresse erfüllen, Sektorenauftraggeber usw.

Die Arbeit beleuchtet die Vergabe von Planungsleistungen im Bereich des Hochbaues, sowie deren Vor- und Nachteile in gesellschaftspolitischer und auch in ökonomischer Hinsicht. Das Generalplanerverfahren steht hierbei im Mittelpunkt der Recherchen. Es scheint die adäquate Antwort auf die Veränderung der Bauwirtschaft zu sein; die Bündelung von Planungsleistungen und eine Vereinfachung der Vertragsbeziehungen für den Auftraggeber haben einen mitunter einfacheren und rascheren Projektablauf zur Folge. Es entstehen Sicherheiten für den Bauherren, die Realisierungsabsicht wird durch das Verfahren untermauert. Im Verfahren selbst werden je nach Aufgabenstellung Architekten, Statiker, Haustechniker, Landschaftsplaner, etc. aufgefordert, ein Angebot über die gesamte Planungsleistung gebündelt abzugeben. Bei einer Einzelvergabe hingegen wird jeder Fachplaner individuell beauftragt. Das Planungsteam wird schon im Vorfeld zusammengestellt und im Zuge des Verfahrens vertraglich gebunden.
Der Vorteil besteht darin, dass das Generalplanerverfahren einen raschen Planungsbeginn unmittelbar nach der Vergabe ermöglicht. Dies hat allerdings zur Folge, dass die Verfahrensaufbereitung mit dem Generalplanervertrag als vertragsrechtlicher Komponente und die exakte Termin- und Kostensteuerung einen nicht unerheblichen Bearbeitungsaufwand darstellen. Der Aufwand beläuft sich schätzungsweise auf 0,5% bis 5% der Errichtungskosten je nach Komplexität und Umfang des Projektes.
Anhand einer empirischen Studie wurden die tatsächlichen Kostenstellen, von der Initialisierung des Projektes bis hin zur Beauftragung des Planerteams, ermittelt. Die Errichtungskosten des Bauvorhabens wurden mit Euro 12 Mio. vorgegeben. Auf Grund der langen Vorlaufzeit des Projektes konnten nicht alle Kostenstellen schlüssig ermittelt werden, dennoch beliefen sich die ermittelten Verfahrenskosten auf rund Euro 660.000.-, dies sind rund 5,5% der Errichtungskosten gemäß Önorm B 1801-1.

Von den Planern selbst wird das Verfahren überaus skeptisch gesehen. Zum einen ist der Aufwand bei der Ausarbeitung der Wettbewerbsbeiträge und der Angebote nicht unwesentlich, zum anderen besteht auf Grund der Tatsache, dass Planungsleistungen nicht allein durch die eingereichten Angebote vergleichbar sind, großer Unmut, da die Leistungen erst mittels nicht anonymer Verhandlungsverfahren vergeben werden können. Im Bundesvergabegesetz werden Planungsleistungen als "geistige Dienstleistungen" beschrieben. Die geistigen Dienstleistungen sind einer exakten Festlegung des Leistungsgegenstandes nicht zugänglich. Dies bezieht sich vor allem auf die Qualität der Leistung. Planungsleistungen sind originäre und kreative Leistungen und können daher nicht konstruktiv beschreiben werden.

Wie wichtig eine gute Projektvorbereitung mit der Vergabe von Planungsleistungen an qualifizierte Planer ist, zeigen die Betriebs- und Bauunterhaltungskosten (Folgekosten) auf. Diese können bereits nach wenigen Jahren die ursprünglichen Investitionskosten übersteigen. Wie man anhand der Kostenentwicklung eines Objektes ablesen kann, sind die Kosten der Planungsphase verhältnismäßig gering. Die Planungsphase ist nicht nur für die gesamten Baukosten, sondern vor allem für die auftretenden Folgekosten richtungsweisend.

Kurzfassung englisch:
In future, architects and planners are confronted with challenges and changes concerning their profession. Basic economic conditions and the specific legal frame are factors that make considerations about definitions in this line indispensible. The general fall in demand is not least ascribed to the moderate economic growth in the building sector; the stress of competition is growing constantly. The master planner procedure is regarded as a future-oriented answer to the structural changes in the national and European construction industry in the course of its globalisation. This offer preserves the moral claim of the liberal professions to a strict separation of planning and execution.

In its various implementations, the state needs real assets and services to fulfil its tasks. Thus there is a demand on the market, ranging from the daily administration management (managing the fulfilment of demands) to tasks concerning subsistence provisions (construction industry, health assets, high tech,...). In the course of fulfilling its demands the state becomes the public bodies. They commit themselves to comply with the guidelines of the European Union, thus enabling the free transfer of goods and persons beyond the national boundaries. The EU law determines the basic conditions to be applied by the public bodies when fulfilling there demands.

The Federal Procurement Act has developed intensive on the international level (Public International Law, EU-law). In Austria, these legal guidelines are reflected in the Federal Procurement Act and in the provincial acts on control of public procurement.
There is a fundamental difference between private bodies and public bodies (public departments, public costumers), as public bodies are bound to the Federal Procurement Act of 2006. Among public bodies are local authorities, institutions of the public law, persons of the public law having full legal capacity, institutions fulfilling activities for the public benefit, sector-related bodies, etc.

This diploma thesis illuminates the procurement act of planning services in the field of building operations, as well as their socio-political and economic advantages and disadvantages. In this respect the procedure for architectural, engineering, construction and related technical consultancy services constitutes the forum of research. It seems to be the appropriate answer to the changes in the construction industry; the bundling of the planning services and a simplification of contractual relationships for the client often result in a smooth and fast project workflow. Securities for the client come into being; the implementation intentions are substantiated by the procedure. In the procedure itself, depending on the definition of the project, architects, structural designers, service engineers, landscape designers, etc. are requested to submit a bundled tender of the total planning services. As regards an individual procurement act, however, each specialist is commissioned individually. The planning team is made up in advance and bound to the contract in the course of the procedure.
The advantage lies in the fact that the contract for architectural, engineering, construction and related technical consultancy services enables a rapid start of planning immediately upon award. This, however, results in the fact that the preparation of the procedure on the basis of the contract for architectural, engineering, construction and related technical consultancy services as a contractual component and the exact schedule- and cost regulation constitute a considerable project outlay. The estimated outlay amounts to 0,5% to 5% of the construction costs, depending on the complexity and scope of the project.
On the basis of an empiric study the actual accounts from the initialising of the project to the commissioning of the planning team, were evaluated. The construction costs of the building project were given with Euro 12 Mio. Due to the long handling time of the project not all accounts could be evaluated conclusively; nevertheless, the evaluated procedure costs amounted to approximately Euro 660.000.-, these are about 5,5% of the construction costs according to Önorm B 1801-1.

The planners themselves regard the procedure with some scepticism. On the one hand, the expenditure for the working-out of the contest contributions and the tenders is quite considerable, on the other hand, due to the fact that planning services are not only comparable by the tenders submitted, there is a considerable degree of resentment, as the services can only be allocated via non-anonymous negotiated tendering procedures. In the Federal Procurement Act planning services are described as "mental services". The mental services are not open to an exact determination of the service item. This refers above all to the quality of services. Planning services are original and creative services and thus cannot be described constructively.

The importance of a good project preparation with the allocation of planning services to qualified planners is shown by the operational- and construction maintenance costs (follow-up costs). These can exceed the original investment costs as early as a few years later. As can be seen from the cost development of an object, the costs for the planning phase are relatively low. The planning phase does not only give direction to the total construction costs, but also to the arising follow-up costs.

Schlagworte:
Bundesvergabegesetz, Vergaberecht, Generalplanerverfahren

Erstellt aus der Publikationsdatenbank der Technischen Universität Wien.